Stories of Women – Interview mit Lena Düttmann

Technische und mathematische Berufen sind Männersache? Schluss mit den Klischees!
„Du bist doch eher der Typ für ein Literaturstudium.“ – Über 60 % der Frauen haben diesen Satz schon gehört. Genauso verbreitet: „Mädchen mögen Mathe weniger als Jungen.“ Mehr als jede vierte Frau wurde sogar direkt als „weniger kompetent in Mathematik“ in ihrem Beruf bewertet durch Vorgesetzte und Kollegen – nur aufgrund ihres Geschlechts.
Diese Klischees halten sich hartnäckig in der Gesellschaft – verstärkt durch veraltete Strukturen. In unserer Kampagne Stories of Women wollen wir zeigen, dass Frauen in MINT-Berufen nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein sollten.
Unsere Kollegin Lena Düttmann, Manager Competence Center PMO / PL, erzählt in einem Interview von ihrem eigenen Karriereweg und wie sie mit Vorurteilen umgeht.
Lena, erzähl uns ein wenig über deinen Hintergrund.
Ich komme aus Süddeutschland und bin zunächst einen sehr klassischen Weg gegangen: Nach mehreren Praktika habe ich Lehramt für das Gymnasium studiert. Während meines Studiums habe ich mich jedoch immer wieder nach Alternativen umgesehen und in verschiedenen Studentenjobs Erfahrungen gesammelt. Erst mit meinem Wechsel zu ALTEN habe ich diesen traditionellen Karriereweg endgültig hinter mir gelassen. Das hat mir neue Türen geöffnet und mir gezeigt, dass es sich lohnt, über den Tellerrand hinauszublicken.
Wann hattest du deine ersten Berührungspunkte mit MINT-Fächern und was hat dein Interesse geweckt?
Meine ersten Erfahrungen konnte ich in der Schule sammeln, aber damals hat mich das noch nicht vollständig überzeugt. Erst als Consultant – und später als Managerin – hat sich mein Blick darauf verändert. Der Wechsel von der Theorie in die Praxis hat mir neue Perspektiven eröffnet. Heute arbeite ich an Themen, die mich fordern und gleichzeitig einen echten Mehrwert bieten. Mir ist es wichtig, dass mein Job eine tiefere Bedeutung hat.
Was sind die schönsten Aspekte deiner Arbeit?
Definitiv die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Ich schätze den Austausch auf Augenhöhe und liebe es, andere zu unterstützen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Das wertschätzende Feedback, das ich erhalte, macht meine Arbeit noch erfüllender. Zu wissen, dass ich etwas bewirken kann, motiviert mich jeden Tag aufs Neue.
Gab es eine Person, die dich besonders geprägt hat?
Es gab keinen bestimmten Mentor oder ein festes Vorbild. Vielmehr war es die Erkenntnis, dass ich nicht in klassische Rollenbilder passe. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen und mich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen leiten zu lassen. Statt einem Vorbild zu folgen, habe ich mein eigenes geschaffen – das hat mich dazu ermutigt, Stereotypen zu hinterfragen und meinen Platz zu definieren.

Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die sich für Wissenschaft interessieren, aber von möglichen Hürden eingeschüchtert sind?
Sei der Unterschied – aber gib den Unterschieden nicht zu viel Raum. Die Debatte über Männer und Frauen in MINT darf nicht wichtiger sein als das, was du erreichen willst. Mach es einfach. Konzentriere dich auf deine Ziele, vertraue deine Fähigkeiten und lass dich nicht von veralteten Vorstellungen ausbremsen. Als Mutter von zwei Töchtern ist mir das besonders wichtig. Ich möchte, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der ihre Chancen nicht durch ihr Geschlecht bestimmt werden, sondern durch ihre Leidenschaft und ihr Talent. Geh deinen Weg selbstbewusst – so veränderst du nicht nur deine eigene Zukunft, sondern auch die der nächsten Generation.
Welche Strategien haben dir geholfen, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen in deinem Beruf zu entwickeln?
Ich habe gelernt, an mich zu glauben und meinen Weg konsequent zu verfolgen. Es wird immer Menschen geben, die dich hinterfragen oder dir Steine in den Weg legen – bewusst oder unbewusst. Das Entscheidende ist, dass du trotzdem weitermachst. Große Ziele helfen mir dabei, fokussiert zu bleiben und mich nicht ablenken zu lassen. Gleichzeitig ist es wichtig, kleine Erfolge zu feiern und sich bewusst zu machen, wie weit man schon gekommen ist. Selbstvertrauen wächst mit jeder Hürde, die man überwindet.
Wie können Frauen Herausforderungen in einem männerdominierten Bereich überwinden?
Vernetze dich mit anderen, die ähnlichen Erfahrungen gemacht haben – zusammen ist man stärker. Ein unterstützendes Netzwerk gibt Halt und zeigt, dass man nicht allein ist. Der Blick aufs große Ganze hilft auch: Frauen werden immer präsenter in MINT-Berufen, und jede Einzelne trägt zu diesem Wandel bei. Anstatt sich von Vorurteilen abschrecken zu lassen, kann man sie als Ansporn nehmen, um die Veränderung aktiv mitzugestalten.

Welche Klischees sind dir begegnet und wie haben sie dich beeinflusst?
Zwei Klischees, die mich besonders geprägt haben, sind:
- Die Annahme, dass Frauen besser für Lehrberufe geeignet sind, weil sie sich gut um andere kümmern können.
- Das Vorurteil, dass Frauen automatisch für die Familienarbeit verantwortlich sind und deshalb Jobs wie das Lehramt ideal seien.
Diese Stereotypen haben mich schon immer gestört, weil ich keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehe. Ich bin mit zwei Brüdern und einer Schwester aufgewachsen – für mich war es immer selbstverständlich, dass alle die gleichen Möglichkeiten haben. Heute teile ich mir die Verantwortung für Job und Familie mit meinem Mann, sodass ich beides ohne Kompromisse verfolgen kann..
Gibt es deiner Meinung nach noch Hürden für Frauen in MINT-Berufen?
Früher gab es definitiv mehr Barrieren für Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen. Aber die Entwicklung ist positiv: Inzwischen ist jede dritte MINT-Studierende eine Frau. Die größten Hürden sind oft in unseren Köpfen – gesellschaftliche Erwartungen und Selbstzweifel. Das sind Dinge, die wir aktiv ändern können, indem wir veraltete Denkmuster durchbrechen und uns gegenseitig unterstützen.
Hast du jemals das Gefühl gehabt, deine Kommunikations- oder Führungsweise anpassen zu müssen, um in einer männerdominierten Umgebung erfolgreich zu sein?
Nein, ich habe mich nie verbiegen müssen. Ich bleibe mir treu – und genau das trägt zu offenen, konstruktiven Gesprächen bei. Authentizität schafft Vertrauen und sorgt für eine stärkere Zusammenarbeit im Team.
Welche Maßnahmen sollten Unternehmen ergreifen, um Frauen in MINT-Berufen besser zu unterstützen?
Unternehmen müssen Barrieren abbauen und für faire Bedingungen sorgen – dazu gehört vor allem gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Es braucht klare Karrierewege, Mentoring-Programme und mehr Frauen in Führungspositionen. Flexible Arbeitsmodelle und eine objektive Rekrutierung ohne unbewusste Vorurteile sind ebenfalls entscheidend. Wenn wir die Rahmenbedingungen anpassen, machen wir MINT-Berufe für Frauen attraktiver und sorgen für mehr Chancengleichheit.
Welche Botschaft möchtest du der nächsten Generation von Frauen mit auf den Weg geben?
Bleib stark, geh deinen Weg und lass dir von niemandem etwas anderes einreden. Wähle den Beruf, der dich begeistert – denn Leidenschaft ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du liebst, was du tust, wirst du darin aufgehen und dich weiterentwickeln. Vertrau auf dich selbst und darauf, dass du in MINT genauso hingehörst wie jeder andere auch!
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