Eco-Driving-Anwendungen als Hilfsmittel für die Automobilhersteller

Die Automobilhersteller stecken in der Zwickmühle zwischen immer strengeren CO2-Emissionsstandards und der Begeisterung der Verbraucher für große Fahrzeuge mit höherem Kraftstoffverbrauch. Um Autofahrer dazu zu bewegen, sich für ein umweltfreundlicheres Fahrzeug zu entscheiden, müssen die Hersteller ihre Kunden auf ihren Kraftstoffverbrauch und ihren CO2-Fußabdruck während der Fahrt aufmerksam machen und ihre Fahrgewohnheiten untersuchen, um ihr kommerzielles Angebot anzupassen.

So müssen beispielsweise die durchschnittlichen CO₂-Emissionen von Neufahrzeugen einer Marke unter 95 g/km liegen, um die EU-Normen zu erfüllen. Infolgedessen haben die Automobilhersteller in ihre schadstoffarmen Fahrzeuge investiert, sie weiterentwickelt und stark beworben. Allerdings müssen sich auch die Kauftrends ändern, bevor sich diese Bemühungen auszahlen können.

Die Entwicklung von Eco-Driving-Anwendungen ist eine der Lösungen. Diese sollen dem Fahrer helfen, einen optimalen Kraftstoffverbrauch zu erreichen, indem sie ihn dazu anregen, vorausschauend zu beschleunigen und zu bremsen, die richtige Motordrehzahl zu wählen. Durch die Vernetzung werden mehrere Datenquellen kombiniert und mit einem Remote-Server ausgetauscht, um relevantere Ratschläge zu generieren. Dies ermöglicht es auch den Herstellern, die tatsächlichen Bedürfnisse ihrer Kunden zu erkennen. Wenn jemand ein neues Fahrzeug benötigt, kann der Hersteller ihm das für seine Bedürfnisse am besten geeignete Modell vorschlagen (z. B. ein Plug-in-Hybrid für einen Fahrer, der täglich 45 km zur Arbeit fährt und am Wochenende 300 km zurücklegt).

Wie hat sich die Yuka-App auf das Verbraucherverhalten ausgewirkt?

Yuka ist eine mobile Anwendung, mit der Nutzer Lebensmittel und Kosmetikprodukte in Geschäften scannen können. Dieser Barcode-Scan liefert in wenigen Sekunden einen Farbcode, mit dem die Auswirkungen des Produkts auf die Gesundheit beurteilt werden können. So fördert sie gesunde und ökologische Produkte. Genau wie Yuka können Eco-Driving-Apps den Nutzer bei seinem nächsten Kauf beeinflussen.

Da sie verschiedene Datenquellen (Fahrzeug- oder Smartphone-Sensoren, Kartendatenbanken usw.) verarbeiten, können Eco-Driving-Anwendungen die Leistung jedes Einzelnen vergleichen und den Gemeinschaftseffekt nutzen, um umweltfreundliches Verhalten zu demokratisieren. So ist es beispielsweise möglich, eine Emissionen-Rangliste der Fahrer zu erstellen. Dieser „Gamification Bias“ würde den Effekt der „Umweltsensibilisierung“ verstärken, vor allem aber würde er es ermöglichen, dass die am wenigsten umweltschädlichen Automodelle in der Rangliste hervorgehoben werden. In der Tat ist der erste Schritt zum umweltfreundlichen Fahren die Wahl eines Fahrzeugs, das wenig verbraucht.

Im Jahr 2019 führte Yuka eine Umfrage unter ihren Nutzern durch. 74% der Nutzer der App gaben an, dass sie ihre Konsumgewohnheiten geändert haben. Die Entwicklung einer App für umweltbewusstes Fahren könnte einen ähnlichen Einfluss auf den Automobilsektor haben.

78% der Yuka-Nutzer geben an, dass sie dank der App mehr Bio-Produkte kaufen. Die App hat einen sehr starken Einfluss auf die Käufe ihrer Nutzer.

Darüber hinaus würden vernetzte Apps für umweltbewusstes Fahren es den Automobilherstellern ermöglichen, die Fahrgewohnheiten ihrer Kunden genau zu ermitteln, so dass sie personalisierte und damit relevantere Verkaufsstrategien für jeden einzelnen Kunden entwickeln könnten.

Mit dem Einverständnis der Nutzer würden sie genaue Datenquellen zu den Bedürfnissen und Gewohnheiten der einzelnen Fahrer erschließen. So könnte beispielsweise ein Autohändler einem Autofahrer in der Stadt vorschlagen, sich für ein Elektrofahrzeug anstelle eines Benzinfahrzeugs zu entscheiden.

Kauftrends vs. CO2-Emissionsstandards: das Dilemma der Hersteller

Mit der aktuellen Verordnung und der bald kommenden Euro 7-Norm geht die Verschärfung der europäischen Umweltvorschriften weiter. Der Grenzwert für den CO2-Ausstoß, der nach dem NEFZ-Protokoll im Jahr 2020 bei 95 Gramm CO2 pro Kilometer liegt, soll jedes Jahr gesenkt werden. Darüber hinaus werden die Emissionen ab 2021 nach dem WLTP-Protokoll gemessen, das realistischere, aber auch strengere Ergebnisse liefert. Diese Änderungen üben zusätzlichen Druck auf die Hersteller aus.

Wussten Sie das?

Im Jahr 2020 überschritten fünf Pools von Herstellern die CO2-Grenzwerte. Ihnen wurden wegen der überhöhten Kohlenstoffemissionen ihrer Flotte Geldbußen in Höhe von insgesamt 500 Millionen Euro auferlegt.

Im Gegensatz zu Vorschriften, die „grüne“ Fahrzeuge fördern, geht der Trend beim Kauf weiter hin zu den schwersten und umweltschädlichsten Fahrzeugen. In 30 Jahren sind die Fahrzeuge um rund 25% schwerer geworden.

Neben dem Anstieg des Durchschnittsgewichts zeigen die Neuwagenkäufe der letzten Jahre, dass Benzinmotoren im Vergleich zu Dieselfahrzeugen immer attraktiver werden. Eine ACEA-Studie hat gezeigt, dass der Anteil der Benzinfahrzeuge in drei Jahren um 12,2% gestiegen ist, während der Anteil der Dieselfahrzeuge um 18,7% gesunken ist. Die Studie zeigt auch, dass Elektromotoren zwar immer häufiger anzutreffen sind (3% im Jahr 2016 gegenüber 8,9% im Jahre 2019), dass sie aber auf diesem Markt nach wie vor selten sind und nicht ausreichen, um den Anstieg der Benzinmotoren auszugleichen.

CO2-Emissionsstandards: Die Entwicklung der Motorisierungsarten in der EU Quelle: ACEA

Diese Dominanz des Benziners ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Art der Motorisierung in der Anschaffung und im Erhalt günstiger ist. Zusätzlich werden Großstädte wie Paris, Madrid, Athen und Mexiko-Stadt bis 2025 Dieselmotoren von ihren Straßen verbannen. Schließlich haben die Kontroversen, die im letzten Jahrzehnt um Dieselmotoren entstanden sind, diese Bewegung noch verstärkt.

Dies ist für die Hersteller problematisch, da Benzinmotoren in der Regel mehr Kraftstoff verbrauchen und daher mehr CO2 ausstoßen als Dieselmotoren. Obwohl Benzinfahrzeuge durch die CO2-Emissionsstandards den größten Malus für den Hersteller bedeuten, ist die Nachfrage der Verbraucher nach dieser Motorisierungsart immer noch sehr groß.

Die Hersteller stehen in einem Kreuzfeuer. Da sie die Vorschriften nicht ändern können, sind sie gezwungen, Investitionen zu tätigen, um die Verbraucher zu umweltfreundlichem Verhalten zu bewegen.

Welche Anwendungen gibt es bereits?

Eco-Driving-Anwendungen sind eine der besten Lösungen, die den Herstellern zur Verfügung stehen.

Automobilhersteller wie Renault oder Honda haben solche Funktionen bereits in ihre Fahrzeuge integriert, z. B. mit dem Driving Eco 2 oder Econ-Modus.





Die Driving Eco 2-Anwendung von Renault, die in den Armaturenbrettern der Fahrzeuge der Marke integriert ist.





Honda ECON-Funktion. Eine Anzeige auf dem Armaturenbrett füllt sich, wenn die Beschleunigung oder das Bremsen zu stark ist. Auch die Farbe des Head-up-Displays ändert sich je nach Status der Anzeige.

Volkswagen hat seine Modelle Touareg eHybrid01 und Touareg R mit neuen Tools ausgestattet, um seine „vorausschauende Hybridstrategie“ zu verbessern. Wenn die GPS-Navigation aktiviert ist, verwendet der Fahrzeugcomputer Karten- und Topologiedaten, um den Kraftstoffverbrauch und die Aufladestrategie zu optimieren. Dadurch wurde die Reichweite des Fahrzeugs erhöht und der Kraftstoffverbrauch gesenkt.

Diese Lösungen sind jedoch nicht „vernetzt“ oder nutzen nur eine begrenzte Anzahl von Datenquellen. Die Wirksamkeit dieser Anwendungen ist daher geringer: Ihre Ratschläge sind weniger relevant und der Nutzen für die Hersteller ist geringer. So nutzen diese Anwendungen beispielsweise nicht das Potenzial des Datenaustauschs, der dank der integrierten SIM-Karte in allen Neufahrzeugen möglich ist (vorgeschrieben seit 2018 im Rahmen der eCall-Verordnung).

ALTEN Projekt „Happy Drive“

ALTEN hat „HAPPY DRIVE“ entwickelt: ein Service-Demonstrator, der auf Fahrer-Coaching basiert. ALTEN hat drei Arten von Eco-Driving-Coaching entwickelt (vor, während und nach der Fahrt) und verwendet dabei fünf verschiedene Datenquellen. Mit dieser Anwendung können Fahrerberichte über eine Cloud-Plattform abgerufen werden, um eine eingehendere Analyse der gesamten Fahrerpopulation durchzuführen.

Sie ist vernetzt und würde den Nutzern relevante und sich weiterentwickelnde Ratschläge geben. Schließlich würde sie den Automobilherstellern nützliche Daten liefern.





Diagramm einer vernetzten Anwendung für umweltfreundliches Fahren: das Beispiel der HappyDrive-Anwendung von ALTEN

 




Diese Eco-Driving-Anwendungen sind nur ein Beispiel für bestehende Lösungen. Erfahren Sie hier mehr über die Kompetenzen von ALTEN im Automobilsektor oder nehmen Sie direkt mit uns Kontakt auf.